Endlich: Machu Picchu
Machu Picchu in Peru war neben der Death Road in Bolivien eines der Hauptziele unseres Südamerika Trips.
Um dorthin zu gelangen gibt es prinzipiell 3 Möglichkeiten: Mit InkaRail von Cusco aus, ca 4-5 Stunden mit der Eisenbahn, das ist aber auch die mit knapp $100 pro Person die teuerste Variante. Als Wanderer in 5 Tagen von Ollantaytambo aus durch das heilige Tal auf dem Inka Trail, hier muss man leider sehr weit im Voraus buchen, da nur eine sehr begrenzte Anzahl an Touristen die Wanderung unternehmen darf, oder die Variante, für die wir uns letztendlich entschieden haben:
Von Ollantaytambo, einem charmanten, kleinen Dorf im heiligen Tal, ca. 60 km von Cusco entfernt, mit dem Collectivo (Sammeltaxi, fährt eine feste Strecke wenn es voll ist) nach „Hydro Electrica“ und von dort mittels dreistündiger Wanderung entlang der Bahntrassen nach Aguas Calientes.
Mit dem Collectivo ging es zunächst einmal auf den 4316 m hohen Abra Malaga Pass, von dem man schön in das heilige Tal schauen konnte, ehe es wieder abwärts Richtung Wasserkraftwerk ging. Doch unsere Anreise nahm schon knapp 10 km vor dem Zwischenziel ein jähes Ende. Aufgrund eines Bergsturzes war die Straße unpassierbar und wir mussten 2 Stunden warten, bis die Straße geräumt war. Zwei Stunden, die uns zwar nicht gefallen haben, den Stechmücken vor Ort allerdings schon. Denn trotz Anti-Brumm und Co war jeder nicht verhüllte Zentimeter der Haut im Nachhinein zerstochen.
Endlich am Wasserkraftwerk angekommen, begann pünktlich zur Wanderung der Sprühregen.
Bepackt mit 15 kg Gepäck auf dem Rücken und 5 kg auf der Brust machten wir uns also bei subtropischen Klimaverhältnissen – warme und feuchte Luft – in den völlig falschen Schuhen durch den Dschungel und entlang der Bahntrasse auf den Weg.
Mit dem ganzen Gepäck, den klimatischen Bedingungen sowie den für Europäern ungewohnten Schrittlängen von Bahnschwelle zu Bahnschwelle waren die 10 km deutlich anspruchsvoller als man es erwartet hätte und so waren wir froh, als wir endlich in Aguas Calientes ankamen.
Für den nächsten Morgen hatten wir bereits für 6:30 Uhr unsere Eintrittskarte für die Zitadelle, die jedoch noch einmal 600 Höhenmeter oder besser gesagt 2000 Treppenstufen über dem Dorf lag. Nachdem uns die Wanderung des Vortages allerdings noch etwas in den Knochen steckte, nahmen wir die Möglichkeit, dort mit einem Bus hoch zu fahren, liebend gerne an.
Bereits auf der Fahrt nach oben konnten wir immer wieder einzelne Blicke auf die Ruinenstadt erhaschen, ehe wir endlich vor dem Eingang der spektakulären Zitadelle standen.
Anders als viele andere archäologische Stätten in Südamerika wurde Machu Picchu nie von den Spaniern entdeckt und geplündert. Erst im Jahr 191 entdeckte ein amerikanischer Archäologe auf der Suche nach einer anderen Inka-Stadt Machu Picchu und präsentierte seine Entdeckungen der Weltöffentlichkeit.
Faszinierend an der Architektur ist nicht nur die Lage hoch oben auf einem Bergrücken, sondern auch die Strukturen und Gebäude, welche ohne Beton und Mörtel durch ineinander gefügte Steine gebaut wurden.
Die Bedeutung von Machu Picchu ist immer noch nicht vollständig bekannt. Einige Experten glauben, dass es eine Festung war, die zur Verteidigung gegen feindliche Stämme gebaut wurde. Andere glauben, dass es ein heiliger Ort war, an dem die Inka ihre religiösen Rituale durchführten.
Anders als in manchen Reiseblogs und den ganzen Reiseführern zu lesen, ist es keine Pflicht, vor Ort neben den ohnehin schon teuren Eintrittskarten noch einen Guide zu buchen. Sämtliche markante Stellen und wichtige Orte sind auf Schildern sehr ausführlich erklärt und viele Guides haben auch nur die Texte auswendig gelernt und können darüber hinaus keine weiteren Fragen beantworten.
Klassischerweise besteigt man, wenn man in Machu Picchu ist, auch den Berg „Machu Picchu Mountain“, von welchem das klassische „Postkartenfoto“ gemacht wird. Da dieser Spot jedoch in jedem Reiseführer angepriesen wird, ist es dort natürlich auch extrem überlaufen. So wundert es nicht, dass die Tickets, die man benötigt um den Berg zu besteigen, schon Monate im Voraus ausgebucht sind.
Als wir ca. 3-4 Wochen vor Anreise unsere Tickets gebucht haben, war nur neben der eigentlichen Zitadelle noch die Besteigung des Huchuy Picchu verfügbar. Dieser Aussichtsgipfel wurde anscheinend erst Anfang des Jahres für Touristen erschlossen, stand folglich in nahezu keinem Reiseführer und war für die meisten deshalb wohl uninteressant.
Für uns entpuppte sich das ganze allerdings als absoluter Glücksgriff. Während am „Postcard Picture Point“, so ist er selbst in der offiziellen Karte genannt, wohl über eine Stunde warten auf das begehrte Foto angesagt war, hatten wir den „kleinen Aussichtspunkt“ über anderthalb Stunden für uns alleine – und wahrscheinlich auch den schöneren Ausblick.
Nach knappen 5 Stunden in der Ruinenstadt, die wir in er Zeit ausgiebig besichtigten, ging es zurück ins Tal. Zweifellos war Machu Picchu die beeindruckendste archäologische Stätte die ich je gesehen habe und definitiv ein muss für jeden Peru-Besucher. Es ist wirklich der Wahnsinn, was die Inka mitten in den Anden gebaut haben.
Nachdem wir uns am Vortag über die Bahngleise zu Fuß gequält hatten, wollten wir uns diese Strapazen kein zweites mal antun und dadie heiligen Stätten nur zu Fuß oder mit der Bahn zu erreichen sind, blieb uns nichts anderes übrig, als ein Zugticket zu kaufen.
Zurück nach Cusco war das Ticket in der billigsten Holzklasse auch schon für schlanke 70 € zu haben, wobei mich schon interessiert hätte, welchen vermeintlichen Luxus man für die höheren Reiseklassen, welche bei über 500€ für die einfache, dreistündige Fahrt endeten, bekommen hätte.
Fotos: Marcel Hildenbrand & Philipp Reinfurt